Auf den Spuren von Fontane

Rosemarie E. • Juli 12, 2019

2019 jährt sich der Geburtstag des großen Dichters Heinrich Theodor Fontane zum 200. Mal. Mit „fontane.200“ würdigt Brandenburg einen herausragenden Schriftsteller, der ein umfangreiches Werk geschaffen hat, darunter die Romane "Effi Briest", "Der Stechlin", "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" und mehr als 250 Balladen und Gedichte, wie "Birnen von Ribbeck" und "John Maynard".

Vom 15. – 18. April 2019 wandelten und wanderten wir auf seinen Spuren in Schloß Rheinsberg, Neuruppin und Templin.
Wir – das waren 25 Mitglieder und Gäste, die bereits zum dritten Mal mit Trendreisen-24 eine 4-tägige Reise unternahmen.

Die Fahrt führte uns 80 km nördlich von Berlin in die Uckermark nach Templin. Am Ufer des Lübbesees steht das laut Prospekt größte Familien-, Sport- und Tagungshotel Brandenburgs, das Ahorn Seehotel Templin.

Erster Tag – Montag, 15.4.19

Es verspricht ein wunderbar sonniger Tag zu werden. Um 5.40 Uhr ist auch schon unser Bus des Unternehmens Hochfellner-Touristik aus Limburg am Mühldreieck in Mainz, am Lenkrad der Chef, persönlich. Den Tipp für das Busunternehmen bekam ich Hans-Rüdiger.


Etwa 630 km Fahrt liegen vor uns. Zügig geht es über die A 5 nach Norden. Um 8.45 Uhr passieren wir Alsfeld und kurz vor 9 Uhr haben wir beim Rasthof Rimberg die erste 30minütige Pause. Unser Fahrer hat Kaffee gekocht und wir verzehren unseren mitgenommenen Proviant.

Ab Herleshausen auf der A 4 unterhält uns Renate immer dann, wenn wir geschichtsträchtige Orte passieren, mit viel Wissenswertem und interessanten Informationen über Eisenach, Gotha, Weimar, Jena und Bad Köstritz. Ein Dankeschön an Renate für diese umfangreichen Vorarbeiten, mit denen Du uns die Fahrt unterhaltsam und lehrreich gemacht hast.

Gegen 11.40 Uhr verlassen wir die A 4 nach Jena und fahren weiter auf der A 9, die befahrener ist.

Die Zeit bis zur Mittagspause gegen 12 Uhr in Naumburg beim Rasthof Osterfeld – der Name passt doch zu den bevorstehenden Osterfeiertagen – vergeht dadurch wie im Flug.

Um 13 Uhr fahren wir weiter mit frisch gekochtem Kaffee, und unsere gute Perle Nina serviert dazu die von Renate und Rose gebackenen Eierlikör- und Nusskuchen.

Dazu hören wir von Renate etwas über Nebra, Leipzig, Halle, Dessau, Oranienburg, der Lutherstadt Wittenberg und Treuenbrietzen.
Treuenbrietzen – nie gehört! Aber das Lied, in dem der Name des Ortes vorkommt, kennt wohl jeder und wir stimmen es im Bus lauthals an. „Sabinchen war ein Frauenzimmer“ erzählt die Geschichte einer Dienstmagd, die „gar hold und tugendhaft“ ist, bis sie sich mit einem jungen Schuster einlässt, der „aus Treuenbrietzen“ kommt. Und so nennt sich heute die kleine Stadt, die am Nordrand des Flämings liegt, „Sabinchenstadt“.
Unvergessen: Claire Waldorff mit dem Lied auf Sabinchen

Weiter geht es über den Berliner Ring und wir hören Interessantes aus Beelitz, dem Kloster Lehnin in Werder an der Havel, Potsdam, Dalgow-Döberitz und Oranienburg.

In Oranienburg biegt unser Bus von der Autobahn ab und über die Landstraße führt der Weg durch zauberhafte, teilweise blühende Alleen die letzten 50 km nach Templin.

Um 17.30 Uhr sind wir vor dem Hotel und Alberto von Trendreisen-24 erwartet uns.

Die Schlüsselübergabe erfolgt zügig, die zahlreichen großen Fahrstühle bringen uns und unser Gepäck auf die Zimmer. Die meisten von uns sind im 4. oder 5. Stock untergebracht.

In der 3. Etage befindet sich das Restaurant „Brandenburg“ (es gibt mehrere Restaurants in dem großen Hotel); dort bekommen wir erste Informationen von Alberto über den Ablauf der kommenden Tage.
Ab 18 Uhr können wir uns am reichhaltigen Buffet bedienen. Da wir reservierte Tische haben, müssen wir auch nicht lange nach freien Plätzen suchen. Perfekt !

Nach dem Essen haben wir genügend Zeit, um die Koffer auszupacken und uns etwas von der Fahrt zu erholen.

Um 20 Uhr beginnt die Lesung mit dem Historiker G. R., der uns viel Wissenswertes und Interessantes zu Theodor Fontane erzählen kann. Vorher lernen wir auch unseren Reiseleiter für die kommenden zwei Tage, Herrn Knut M., kennen.
Zweiter Tag – Dienstag, 16.4.19

Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet starten wir um 9 Uhr in den Tag. Unser Reiseleiter  begrüßt uns im Bus mit einem Gedicht Fontanes aus dem Büchlein „Guter Rat“ – Poetische Kostbarkeiten: Wandern

Zuerst erzählt er uns etwas über unser Hotel, das „Ahorn-Waldhotel“. Es liegt 2 ½ km von Templin entfernt am Lübbesee, wurde in den Jahren 1979 – 84 gebaut und als FDGB-Heim genutzt. Heute hat es noch 409 Zimmer. Zu DDR-Zeiten waren es über 1.000 Zimmer.

Der Lübbesee ist 11 km lang. Im Umkreis von Templin gibt es 180 Seen.

Templin ist flächenmäßig so groß wie Dresden und hat ca. 16.000 Ew.
Fontane schrieb über das Land „Weite Flächen, Hügelzüge am Horizont, ein See, verstreute Ackerfelder, hier ein Stückchen Sumpfland, durch das sich Erlbüsche, und dort ein Stückchen Sandland, durch das sich Kiefern ziehen“.

Beeindruckend die Alleen. Insgesamt, so Knut Metzke, gibt es in Brandenburg 8.000 km Baumalleenstraßen, die hauptsächlich mit Linden und Kastanien, seltener auch mit Rubinien (Akazien) bepflanzt sind.
Sie dienten in früheren Zeiten den Soldaten als Orientierungshilfe und Schutz vor den Feinden und der Sonne. Alle Alleen gingen in Richtung Osten, denn – so unser Reiseleiter – die Kriegsherren wollten immer schon nach Russland.

Hinter den Alleen fällt die Kargheit der Landschaft auf. Es wird Obst und Gemüse und Getreide angebaut. Per Gesetz von 1756 ließ Friedrich der Große Kartoffeln anbauen und kontrollierte jährlich, ob sich die anfangs widerspenstigen Bauern auch an das Gesetz halten.
Im Laufe der Jahrhunderte siedelten hier Slawen, Schlesier, Westfalen, Schwaben, Böhmen, Hugenotten und Holländer, die Friedrich II. anwarb, um die Sümpfe trockenzulegen und Ackerflächen zu schaffen.

Die Landschaft wechselt – wir fahren durch ein riesiges Waldgebiet, die Schorfheide. Sie wurde vor allem durch die letzte Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren geschaffen. Knut Metzke erzählt, dass das Gebiet ca. 50.000 ha Wald umfasst und seit 1991 Teil des UNESCO-geschützten Biosphärenreservat ist. Schorfheide-Chorin ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands und steht an 3. Stelle nach der Serengeti und dem Yellowstone-Nationalpark. Viele bedrohte Tierarten haben hier ihren Lebensraum gefunden.

Wir sehen Kraniche und Störche, der im hiesigen Dialekt „Pattengreifer“ genannt wird (Patten = Frosch).
Wegen des großen Wildbestandes war die Schorfheide schon in der Kaiserzeit ein attraktives Jagdgebiet. In der Zeit des Nationalsozialismus hatte Reichsmarschall Hermann Göring in der Schorfheide einen Landsitz. Während der DDR-Zeit dienten große Teile des Gebietes Erich Honecker und anderen seiner Funktionären als Jagdrevier.

Beim kleinen Ort Vogelsang befand sich in Zeiten des kalten Krieges eine der größten Garnisonen außerhalb der Sowjetunion. Bis 1994 waren hier zehntausende sowjetische Soldaten stationiert. Das Gelände war abgeriegelt und – so Knut Metzke – es durfte nur das „Scheuerlappengeschwader“ dort hinein.

Unser Reiseleiter, der sich nach dem Abzug der Sowjets auf dem Gelände umsehen konnte, berichtet, dass in 16 unterirdischen Bunkern Nuklearwaffen untergebracht waren. Die Atomsprengköpfe lagerten in Holzschuppen mit Vorhängeschloß.

Außerdem, so Knut Metzke, befand sich in der Schorfheide auch ein großer Flugplatz, der Flugplatz Templin/Groß-Dölln. Zur Zeit seiner militärischen Nutzung von 1955 bis 1994 durch die sowjetischen Luftstreitkräfte war Templin der größte Militärflugplatz auf dem Gebiet der DDR.
Weil auf der Autobahn nach Neuruppin eine große Baustelle war und wir dadurch viel Zeit im Stau verloren hätten, hat Alberto die Fahrstrecke kurzerhand geändert und auf die schnelle ein Stop in Rheinsberg engebaut. Es hat uns allen sehr gut gefallen.

Wir überqueren die Havel. Unser erstes Ziel an diesem Vormittag ist Rheinsberg, besser gesagt, Schloss Rheinsberg.
Friedrich Wilhelm I. kaufte das Schloss 1734 für seinen Sohn Friedrich des Großen nach seiner Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. In den Jahren 1736 – 1740 wurde das Schloss erweitert und die Räumlichkeiten im Stil des frühen Rokoko gestaltet. Es diente Friedrich d. Gr. als Vorbild für Schloss Sanssouci.
In den Jahren 1736 bis 1740 ließ der Kronprinz in Rheinsberg einen Musenhof entstehen, an dem er sich fernab von Berlin seinen philosophischen, literarischen und musischen Interessen widmen konnte. Es wird gesagt, daß Friedrich auf Schloss Rheinsberg seine glücklichsten Tage als Kronprinz hatte. Nach dem Tod des Vaters 1740 und der Thronbesteigung übernahm Friedrichs jüngerer Bruder Prinz Heinrich von Preußen Schloss Rheinsberg.

Auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg kam auch Theodor Fontane nach Rheinsberg und berichtete in seinen Erzählungen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ über den Rheinsberger Hof und die beiden preußischen Prinzen Friedrich und Heinrich.
Um das Schloss zu besichtigen, bleibt leider keine Zeit. Aber wir gehen ein gutes Stück durch die weitläufige Parkanlage.

Am Seeufer des Grienericksee hat man den schönsten Blick auf das Schloss. Weitläufige Rasenflächen, Statuen, herrliche Blumenarrangements und Hecken säumen die Wege.

Im Park ließ sich Prinz Heinrich noch zu Lebzeiten eine Grabstätte in Form einer abgebrochenen Pyramide errichten, in der er nach seinem Tod 1802 beigesetzt wurde. Die französische Inschrift auf der zugemauerten Eingangspforte verfasste Heinrich selbst
Kurz nach 11 Uhr fahren wir weiter nach Neuruppin, dem Zentrum der Region „Ruppiner Schweiz“.

Wir parken in der Nähe des Ruppiner Sees und spazieren an der Uferpromenade entlang zum Zentrum. Direkt an der Promenade in Sichtweite der Klosterkirche St. Trinitatis steht die 17 Meter hohe Edelstahlfigur "Parzival".

Wir gehen weiter zur Klosterkirche St. Trinitatis, die wir auf dem Rückweg besuchen. Mit ihren Doppeltürmen ist sie das Wahrzeichen der Stadt.

Unser Weg führt in die Stadt, dessen mittelalterliches Erscheinungsbild 1787 bei einem verheerenden Brand verloren ging und nahezu alle Häuser vernichtet wurden. Die Stadt wurde vollständig neu im frühklassizistischen Stil geplant und aufgebaut. Es entstand ein rechtwinkliges Netz von langen, breiten Straßen und großen Plätzen.

Eines der ältesten Bauwerke Neuruppins ist die Siechenhauskapelle Sankt Lazarus. Sie wurde 1491 erbaut und überstand den Brand von 1787.
Auf dem Marktplatz steht die imposante Pfarrkirche St. Marien. Heute wird die Kirche als Kultur- und Kongresszentrum genutzt. Auf dem Platz hinter der Pfarrkirche steht das Denkmal für Karl Friedrich Schinkel, dem großen preußischen Baumeister, Architekt und Stadtplaner. Er wurde 1781 in Neuruppin geboren. Sein Elternhaus stand wohl bis zu dem großen Stadtbrand von 1787 auf diesem Platz. Die Bronzestatue zeigt den Baumeister mit einer Zeichnung des Berliner Schauspielhauses in der Hand.

Wir gehen weiter zur Karl-Marx-Straße 84 und stehen vor der Löwen-Apotheke, dem Geburtshaus von Theodor Fontane. In den Schaufenstern deutet einiges auf das Jubiläum in diesem Jahr hin.

Die 30-minütige Pause nutzen einige für einen Bummel über den Wochenmarkt, der auf dem Marktplatz aufgebaut ist, oder für ein Eis in der kleinen Eisdiele gegenüber der Löwen-Apotheke. Ich bin neugierig, betrete die Apotheke, um einen Kräutertee „Theos Teezeit“ zu erwerben und bekomme als Zugabe noch ein hübsches Pflastermäppchen mit dem Bild der Apotheke als Erinnerungsstück.
Nach der Pause schlendern wir am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium vorbei, in dem Fontane 1832 bis 1833 die Quarta (7. Klasse) besuchte.

Neben dem Museum betreten wir den Tempelgarten. Kronprinz Friedrich II., der als 20jähriger im Jahr 1732 von seinem Vater in Neuruppin als Regimentskommandeur zum Militär geschickt wurde, ließ sich nahe der Stadtmauer an den alten Wallanlagen einen kleinen barocken Garten anlegen, der ihm nicht nur als Nutzgarten diente, sondern auch als Garten und Treffpunkt für musische und künstlerische Darbietungen gedacht war.
Er benannte ihn nach der griechischen Nymphe „Amalthea“ (Ihr abgebrochenes Horn als Inbegriff für reichen Überfluss ist auch als „Füllhorn“ bekannt).
Im Zentrum des Gartens steht der Apollo-Tempel, der 1735 errichtet wurde. Nach der Wende wurde der Garten liebevoll restauriert, ein Café errichtet und neue Blumenrabatte angelegt.

Die Zeit drängt; wir haben ja noch einiges an diesem Tag vor uns. Nach einem kurzen Besuch in der Klosterkirche St. Trinitatis eilen wir zum Bus und fahren weiter durch das Havelland in den kleinen Ort Ribbeck.


Zur Geschichte des Ortes ist bei Wikipedia folgendes nachzulesen:

„Das Dorf Ribbeck wurde 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV. erstmals urkundlich im Zusammenhang mit der Familie von Ribbeck und ihren Rittergütern benannt. Bereits am 4. August 1237 wurde Henricus de Ritbeke bei der Bestätigung einer Schenkung des Bischofs Gernand durch das Domkapitel zu Brandenburg an der Havel erwähnt. 1282 wurde Johann von Ribbeck urkundlich erwähnt. Im Jahre 1354 wurden die von Bredow für eine Generation Lehnsherren in Ribbeck. Bereits 1374 wurden die von Ribbeck wieder mit dem Dorf belehnt und waren bis 1945 die Besitzer des Gutes. Neben dem Ribbeckschen Gut gab es zwischen 1706 und 1828 noch ein weiteres Gut in Ribbeck, das Gut der Familie von Bardeleben. 1856 wurde das Dorf bis auf das Gutshaus, die Kirche und zwei Gehöfte Opfer eines Feuers.“

....und weiter:

„Bekannt wurde Ribbeck vor allem durch das Gedicht Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland von Theodor Fontane, welches an Hans Georg von Ribbeck (1689–1759) erinnert. Der im Gedicht beschriebene Birnbaum auf dem Ribbeckschen Grab wurde bei einem Sturm am 20. Februar 1911 umgeworfen. Sein Originalstumpf befindet sich heute in der Dorfkirche. Südwestlich der Dorfkirche wurde im Jahr 2000 ein neuer Birnbaum gepflanzt.“

Unter diesem blühenden Birnbaum stehen wir nun.

Ein weiterer Höhepunkt wartet in dem kleinen Café der Alten Schule.

Wir bekommen ein Stück Birnen-Streuselkuchen serviert und eine gute Tasse Kaffee. Danach können wir uns im liebevoll eingerichteten historischen Klassenzimmer der 1841 vom damaligen Herrn von Ribbeck gebauten Schule umschauen und staunen.

Ein paar Schritte weiter in der Alten Brennerei, die heute einem Nachfahren der Ribbecks, Friedrich-Carl von Ribbeck und seiner Frau Ute gehört, können wir Produkte aus Birnen verkosten: Birnenbrand, Birnenlikör und Birnenbalsam und im Shop erwerben.

Schließlich gehen wir noch in die kleine Kirche.
Dort sehen wir ihn, den Stumpf des Original-Birnbaum-Stammes, der 1911 einem Sturm zum Opfer fiel.

Es gab ihn wirklich, den berühmten Birnbaum, der nahe der Kirche über der Gruft der Familie von Ribbeck stand.

In den 70er Jahren ist zu DDR-Zeiten ein neuer Birnbaum gepflanzt worden. Da dieser jedoch nicht den erwünschten Ertrag brachte, wurde 2000 ein neuer Baum gepflanzt.

Gegen 17.30 Uhr fahren wir wieder zurück nach Templin. Die Fahrt dauert etwa 1 Stunde, so dass wir relativ spät zum Abendessen wieder im Hotel sind. Der obligatorische Absacker nach dem Essen darf natürlich nicht fehlen.

3. Tag – Mittwoch, 17.4.

Nach einer ziemlich kalten Nacht, es waren nur 2°, sind es am Morgen bereits 17°. Es verspricht wieder ein warmer, sonniger Tag zu werden.

Um 9 Uhr starten wir mit einer Stadtrundfahrt in Templin und fahren zuerst zur NaturTherme Templin. Das Thermalbad wurde erst im Jahr 2000 eröffnet. Die jodhaltige Thermalsole kommt aus einer Tiefe von 1.650 Metern und wird im Bad und in der Therapie in Konzentrationen von 1–6 % bei Temperaturen von 32–36°C verwendet.

Templin hofft natürlich darauf, sich irgendwann „Bad“ nennen zu dürfen, und damit den Kur-, Freizeit- und Touristikbereich zu bereichern. Da die Industrialisierung einen großen Bogen um die Stadt gemacht hat, wäre eine Bezeichnung als Kurbad für den Gemeindehaushalt wichtig; vorerst nennt sie sich Thermalsoleheilbad.

Etwas Geld in die Kasse spült die 2004 gegründete Westernstadt „El Dorado“. Sie dient den Filmstudios in Babelsberg als Kulisse, Musikvideos werden gedreht, es finden Husky- und Harley Davidson-Rennen statt oder die Kulissen werden für Werbefilmproduktionen genutzt.
Auf der ehemaligen 28 km-langen Zugstrecke zwischen Fürstenberg/Havel und Templin kann man seit über 15 Jahren mit der Fahrrad-Draisine unterwegs sein.

Templin, das als „Perle der Uckermark“ bezeichnet wird, hat nur rund 16.000 Einwohner. Es ist jedoch die flächengrößte Stadt im Landkreis Uckermark im Norden Brandenburgs und der Fläche nach die achtgrößte Stadt Deutschlands. Nach der Gebietsreform kamen 12 Dörfer hinzu.
Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde die Stadt im Jahre 1270. Der mittelalterliche Stadtkern ist gut erhalten. Bemerkenswert ist die Stadtmauer, die eine Länge von 1.735 m hat. Unser Weg führt später ein gutes Stück an ihr vorbei.

In der Siedlung „Waldhof“ wuchs Bundeskanzlerin Angela Merkel auf. Hier ging sie zur Schule und machte Abitur. Ihr Vater, Horst Kasner, war Theologe und ihre Mutter Herlind Lehrerin. Noch vor ihrem kürzlich erfolgten Tod gab sie mit 90 Jahren in der VHS Englisch-Unterricht. Die Eltern sind beide auf dem Waldfriedhof in Templin beigesetzt. Die Kanzlerin selbst hat 15 km von Templin entfernt ein Wochenendhaus
Um 10.15 sind wir an der Anlegestelle am Templiner See und starten um 10.30 zu einer 2-stündigen Rundfahrt auf 5 Seen mit der „Uckermark“.

Die meisten von uns sitzen trotz eines kühlen Windes auf dem Oberdeck und genießen den Blick auf die Stadt und das Ufer. Der Bruchsee, Gleuensee, Fährsee und Zaarsee bieten viel Natur und Einblick in die heimische Pflanzen- und Tierwelt.

Es ist einfach schön, so entspannt über das Wasser zu fahren. Und es bleibt Zeit für Gespräche miteinander.

Nach der Schiffahrt unternehmen wir mit Knut Metzke einen einstündigen Stadtrundgang, der uns vor und hinter der bis zu 7 m hohen Stadtmauer entlang führt, vorbei an Toren, Türmen und sog. Wiekhäusern. In Templin gab es 47 solcher Wiekhäuser, die in Abständen von rund 30 m in die Stadtmauer eingefügt waren. Sie dienten zur Verteidigung. Die oberen Etagen waren meist über Leitern zu erreichen.

Wir passieren das Mühlen-, Prenzlauer und das Berliner Tor. Zur Stadtseite hin ist es mit einer Fassade der norddeutschen Backsteingotik ausgestattet. In der Nähe steht das älteste Gebäude Templin, die kleine St. Georgen-Kapelle aus dem 14. Jahrhundert.

Wer nicht mitlaufen will oder kann, geht vorab auf den Marktplatz, wo wir uns später wieder alle treffen.
Unser Stadtrundgang endet auf dem Markplatz, der von einer Lindenallee umgeben ist.

Wir haben 30 Minuten Pause und verbringen diese in dem schnuckeligen Altstadt-Café oder einem der anderen Restaurants oder Cafés an diesem zentralen Platz.
Unser Programm für diesen Tag ist damit noch nicht zu Ende. Wir fahren nach Alt-Placht zu einem besonderen Kleinod, dem Kirchlein im Grünen. Einen Tag später findet hier ein Gedenkgottesdienst im kleinen Rahmen für die kürzlich verstorbene Mutter der Bundeskanzlerin statt.

Das Kirchlein wurde um 1700 gebaut, offenbar von Hugenotten, denn die Bauweise erinnert an nordfranzösisches Fachwerk. Es besitzt als einzige Kirche ringsum ein Reetdach. 1758 fiel das Dorf Alt-Placht einem Brand zum Opfer; nur das kleine Gotteshaus blieb stehen.
Was der Brand nicht geschafft hatte, wird aus der Beschreibung des Kirchlein im Grünen deutlich. Hier ist zu lesen:

"Seit etwa 1970 schien das Gebäude dem Untergang geweiht zu sein. Durch Verfall und mutwillige Zerstörung bot die Stätte ein Bild der Verwahrlosung und Verwüstung. Alles von Wert war entwendet worden bis hin zu den alten Kastenschlössern und schmiedeeisernen Türbeschlägen. Die noch vorhandene Bronzeglocke von 1721 war an das Elisabethstift in Berlin verkauft worden. Ein Gutachten des kirchlichen Bauamtes beschied damals, „diesen Schandfleck baldmöglichst zu beseitigen.“ Doch selbst dazu fehlten die Mittel. 1989 drohte die Kirche endgültig einzufallen. Da fiel die Berliner Mauer.“

Unser Reiseleiter Knut Metzke, der zu den freiwilligen Helfern des Wiederaufbaus gehörte, erzählt uns die Geschichte des Kirchlein im Grünen und liest uns folgende Mahnung des Pfarrers Horst Kasner, dem Vater der Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, die er 2008 geschrieben hat.
Ich zitiere:

"Das „Kirchlein im Grünen“ zu Alt Placht ist ein denkwürdiger Ort.
Denkwürdig, weil Slawen schon vor 1.000 Jahren hier verehrten, was ihnen heilig war. Sie gruppierten ihre Hütten um einen heiligen Ort, von dem Kraft ausging. Die Kultstätte verband sie mit der beseelten Natur und fügte sie zu einer festen Gemeinschaft zusammen.
Denkwürdig, weil diese Kirche auf dem Fundament einer katholischen Kirche errichtet worden ist. Der Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert lag inmitten des Dorfes, das dann durch Krieg zerstört worden ist. Um 1700 waren es hugenottische Glaubensflüchtlinge, die für einen adligen Grundherrn lutherischer Konfession diese Kirche im Stil ihrer Heimat als Gutskapelle erbauten.

Denkwürdig, weil diese Kirche nach dem Ende der Gutsherrschaft, das war 1899, allmählich verfiel und schließlich abgerissen werden sollte, aber dann doch mit der Wende 1989/90 wieder aufgebaut werden konnte; sie ist wiedererstanden als „Kirchlein im Grünen“.

Denkwürdig, weil diese Kirche längst nicht mehr ein Ort der Macht des Grundherrn ist, dem Land und Leute gehörten, und Kirchgang Pflicht war.
Denkwürdig, weil diese Kirche umstanden ist von alten Linden, gepflanzt zu jener Zeit, als Kolumbus Amerika entdeckte.

Denkwürdig, weil von dieser Kirche spürbar eine Kraft ausgeht; sie liegt über einem Kraftfeld.
Denkwürdig, weil in dieser Kirche, wo einst die Kanzel stand, das Wort des Apostels Paulus auf einer Tafel geschrieben steht: „Das Evangelium von Christus ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben.“ (Röm 1, 16) Kirchen sind Orte der Kraft und nicht der Macht.“

1994 findet wieder der erste Gottesdienst des Pfarrers Horst Kasner im „Kirchlein im Grünen“ statt.
Um 15 Uhr fahren wir weiter über Lychen nach Boitzenburg. Der Ort Lychen, auch als Flößerstadt bezeichnet, ist von 7 großen Seen umgeben.

Schloss Boitzenburg war der bedeutendste Besitz der Grafen von Arnim, einer der bekanntesten und zahlenstärksten deutschen Adelsfamilien und jahrhundertelang in ihrem Besitz. Heute herbergt es ein Kinder- und Jugendhotel.
Im Marstall ist seit 2006 eine Schokoladenmanufaktur untergebracht. Bis 16.30 Uhr haben wir eine Pause, die wir mit leckerem Kuchen, Kaffeespezialitäten und Eis auf der Terrasse vor dem Marstall in der Sonne genießen.

Danach geht es zurück ins Hotel. Bis zum Abendessen haben wir noch genügend Zeit, uns das Hotel anzuschauen, einen Blick ins hauseigene Schwimmbad und in den Fitnessraum zu werfen oder zum Seeufer zu spazieren.

Nach dem Abendessen treffen sich einige wieder zu einem Drink in der Bar der 12. Etage mit herrlichem Blick auf den Lübbesee, bevor es ans Kofferpacken geht.

4. Tag – Donnerstag, 18. April

Um 8.30 Uhr verabschieden wir uns von Templin und fahren zum Kloster Chorin, wo wir kurz vor 10 Uhr eintreffen.

In Wikipedia ist zu lesen:

„Chorin ist eine ehemalige gotische Zisterzienserabtei in der Nähe des Ortes Chorin etwa sechs Kilometer nördlich von Eberswalde. Es wurde 1258 von askanischen Markgrafen gegründet und hatte weitreichende Bedeutung am nördlichen Rand des Einflussbereichs der Askanier (Grenze mit den Slawen).
Zwischen der 1542 erfolgten Säkularisation und dem beginnenden 19. Jahrhundert war das Kloster dem Verfall preisgegeben. Dann erfolgten Sicherung der Ruinen und teilweise Rekonstruktion der Gebäude unter der Leitung von Karl Friedrich Schinkel.

Heute ist das Zisterzienserkloster Chorin ein die Backsteingotik typisch repräsentierendes Baudenkmal. Als Teil im Deutsch-Polnischen Klosternetzwerk ist es Veranstaltungsort mit überregionaler Anziehungskraft.
2017 wurde eine Dauerausstellung eingerichtet und eröffnet, die das Leben und Arbeiten der Mönche im Kloster Chorin thematisiert und in einem weiteren Abschnitt die Entdeckung und denkmalpflegerischen Bemühungen von Karl Friedrich Schinkel aufzeigt".


45 Minuten bleiben uns für einen kurzen Rundgang im Kloster und der kleinen Kapelle, ehe wir uns von Alberto verabschieden und uns auf die Rückfahrt begeben.

Zum Abschied erhält jeder von uns von Alberto noch ein Geschenk: ein kleines Büchlein von Theodor Fontane "Guter Rat - Poetische Kostbarkeiten" mit schönen Gedichten und Bildern. Eine wunderbare Erinnerung an unsere schöne Reise.
650 km liegen vor uns. Von 12.45 – 13.30 Uhr haben wir am Rastplatz Fläming eine längere Mittagspause und genießen in der Sonne auf der Außenterrasse die sehr schöne Raststätte mit einem großen Angebot an frischem Obst, Gemüse, Salat für ein kurzes Mittagessen.

Um 16 Uhr passieren wir Weimar und gönnen uns von 16.15 – 17.15 Uhr auf dem Autohof bei Waltershausen die von Elke/Sunny322 beworbene „beste Thüringer Bratwurst“.

Ohne Staus – die nur auf der Gegenfahrbahn Richtung Norden zu beobachten sind – und nach ruhiger Fahrt verabschieden wir um 19.30 Uhr die Frankfurter mit dem Lied „Auf Wiedersehen“. Um 20.30 Uhr sind wir in Wiesbaden und eine halbe Stunde später am Mainzer Bahnhof. Bis Hechtsheim dauert es noch etwas länger, aber kurz vor 22 Uhr sind wir wieder alle müde und glücklich zu Hause.


Fazit der Reise:
Alberto hatte wieder alles perfekt organisiert. Daß einige Zimmer kleinere Mängel hatten - um die er sich sofort kümmerte - dafür konnte er nichts. Die Busfahrt war dank des netten und vor allem sicher fahrenden Herrn Hochfellner ein absoluter Pluspunkt. Ebenso der kompetente Reiseleiter Knut Metzke, der zwar viel redete, dadurch erfuhren wir aber auch viele interessante Einzelheiten. Alles in allem wieder eine gelungene Reise.

Das Dankeschön von uns allen geht an Herrn Hochfellner für die gute Hin- und Rückfahrt, Herrn Metzke für die interessante 2-tägige Reiseleitung und vor allem an Alberto für die wunderbare Organisation der Reise, seine unermüdliche Geduld und für das Geschenk.



von Rosemarie & Renate 18 Mai, 2022
Aachen, Brügge, Antwerpen, Gent, Brüssel, Gruppenreise
von Rosemarie 23 März, 2022
Endlich konnte die schon zweimal verschobene Reise zur Kamelienblüte stattfinden. 2020 und 2021 durften wir wegen der Pandemie im Frühling nicht reisen; jetzt ist es trotz hoher Inzidenzen wieder möglich. Alle Mitfahrenden sind dreimal geimpft, das Risiko einer schweren Erkrankung nur noch gering. Und so fahren 23 Mitglieder der Regionalgruppen Mainz und Frankfurt-City vom 10.- 13. März 2022 mit Trendreisen24 ins schöne Sachsenland. 1. Tag - 10. März 2022 In aller Herrgottsfrühe starten wir in Mainz. Unser bewährter Busfahrer Heiko holt die ersten von uns auf die Minute pünktlich am Mühldreieck ab. Nachdem wir am Mainzer und Wiesbadener Bahnhof weitere Mitglieder abgeholt haben, sind wir pünktlich in Frankfurt, wo noch 10 Mitglieder der Regionalgruppe Frankfurt-City zusteigen. Zügig geht es über die Autobahn. Bei der ersten Pause um 8.15 Uhr genießen wir den von Heiko spendierten Kaffee zu Zitronen-Muffins und Brownies von Renate/Schmiermaxe und Elke/Sunny. Die Gesprächsthemen gehen uns nicht aus. Viel zu lange haben wir uns nicht gesehen. So vergeht die Fahrt wie im Flug, zumal uns Elke/Sunny beim „Werbeblock“ Interessantes zu den Reisen von und mit Alberto erzählt. Um 11.20 Uhr steht die große Pause bei Gera an. Wir stehen in Grüppchen zusammen in der Sonne und haben uns viel zu erzählen. Als wir gegen 12.40 Uhr die Ländergrenze zu Sachsen passieren, trägt uns Renate/Schmiermaxe ein Gedicht in waschechtem Sächsisch vor und erklärt uns die Besonderheiten der sächsischen Sprache. Die Fahrt verläuft zügig; mir fällt auf, dass wir so gut wie keine anderen Reisebusse sehen. Bereits um 13.40 Uhr verlassen wir bei Dresden die Autobahn in Richtung Pirna. Hinter Pirna beginnt das Erzgebirge und je mehr wir uns Altenberg nähern, um so mehr Schnee sehen wir. Sogar die Schlepplifte an den schneebedeckten Hängen sind noch stellenweise in Betrieb. Um 14.30 Uhr sind wir am Ahorn-Waldhotel in Schellerhau, einem Ortsteil des Luftkurortes Altenberg. Wir waren bereits im Dezember 2018 hier gewesen bei unserer Adventsfahrt, die uns nach Dresden, Seiffen und Freiberg geführt hatte. Alberto Grilletta von Trendreisen24, der im Auto angereist war, begrüßt uns im Bus und wir erhalten die Umschläge mit den Zimmernachweisen und Schlüsselkarten. Während Alberto uns im Café des Hotels Erklärungen zum Reiseprogramm erteilt und Fragen beantwortet, werden unsere Koffer zur Rezeption gebracht, so dass wir anschließend zügig unsere Zimmer beziehen können und Freizeit bis zum Abendessen um 19 Uhr haben. Einige nutzen die Zeit zu einem ersten Spaziergang rund ums Hotel und Drink in der Bar. 2. Tag - 11. März 2022 Nach dem Frühstück verabschieden wir Alberto und lernen unseren Reiseleiter für die nächsten zwei Tage, Frank Vogel, kennen. Auf dem Weg ins Elbtal fahren wir durch das romantische Müglitztal mit der seit 1890 fahrenden Müglitztalbahn. Herr Vogel erzählt uns Interessantes über den Erz- und Zinnabbau, macht uns auf die Häuser mit den Holzschindeln aufmerksam und immer wieder berichtet er über das Hochwasser 2002, das auch in dieser Gegend und im Müglitztal schreckliche Schäden angerichtet hat. Sachsen hat daraufhin viel in den Hochwasserschutz investiert und wir staunen über die riesigen Hochwasserdämme und Rückhaltebecken. Wie schnell aus einem munter dahin plätschernden Bächlein ein reißender Strom werden kann, konnten wir damals alle im Fernsehen mitverfolgen und haben es erst im vergangenen Jahr durch die schlimmen Bilder im Ahrtal erlebt. Schließlich erreichen wir das Elbtal. Kurz vor Dresden-Pillnitz beginnt die ca. 60 km lange Sächsische Weinstraße, die rechts der Elbe von Pirna bis zum Elbweindorf Diesbar-Seußlitz, nordwestlich von Meißen führt. In dem kleinsten von 13 deutschen Weinregionen werden auf ca. 520 ha etwa 62 Sorten angebaut, darunter Müller-Thurgau, Riesling, Gewürztraminer, Weiß- und Grauburgunder und auf 19 % der Rebfläche Rotweine. Um 10 Uhr sind wir am Schloss Pillnitz, das aus drei Gebäude besteht. An der Elbe befindet sich das Wasserpalais, gegenüber am Hang das Bergpalais und an der Ostseite das neue Palais. Dazwischen liegt der barocke Lustgarten und der Schlosspark. 1335 wird Schloss Pillnitz zum ersten Mal erwähnt. Erbaut wurde es durch Kurfürst Friedrich August, besser bekannt unter dem Namen August der Starke. 1706 überließ er es seiner Mätresse Gräfin von Cosel, die von 1713 bis 1715 auch hier wohnte, bevor sie in Ungnade fiel und August der Starke wieder den Besitz übernahm. Wir spazieren durch den schönen barocken Garten. Unser Ziel ist die über 230 Jahre alte und etwa 8,90 m hohe Pillnitzer Kamelie. Sie kam in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts an den Dresdner Hof. 1801 wurde sie an dem Platz ausgepflanzt, an dem sie heute noch steht. Anfangs wurde sie im Winter mit Stroh und Bastmatten abgedeckt, später stand sie im Winter geschützt in Holzhäusern. 1992 erhielt die Kamelie ein Schutzhaus, das in der warmen Jahreszeit zur Seite gefahren wird. Durch einen Klimacomputer wird Temperatur, Belüftung, Luftfeuchte und Beschattung geregelt. Das Haus ist 13,2 m hoch und wiegt 54 Tonnen. Von Mitte Oktober bis Mitte Mai verbringt die Kamelie bei einer Temperatur von 4 – 6° C hier die Wintermonate. In der warmen Jahreszeit wird das Haus neben die Kamelie gerollt, so dass die Pflanze frei im Park steht. Mittlerweile hat die Kamelie eine Höhe von 8,90 m, einen Durchmesser von 11 m und einen Umfang von über 33 m erreicht. Sie blüht von Februar bis April mit über 35.000 Blüten, die ungefüllt sind, kaminrot und nicht duften. In dem Glashaus kann man auf Treppen bis fast nach oben gehen und die Kamelie von allen Seiten bewundern. Die Kamelie gehört zur Familie der Teebaumgewächse. Aus der Pflanze kann Teeöl hergestellt werden, das beruhigend, entspannend und blutdrucksenkend sein soll. Aus den duftenden Sorten werden Parfüms und Cremes kreiert. Nach einem kurzen Besuch im Palmenhaus fahren wir um 11.30 Uhr weiter nach Pirna, das wir nach kurzer Zeit erreichen. Der Bus parkt am Elbufer und wir gelangen durch die Bahnunterführung direkt in die Altstadt. Pirna ist über 785 Jahre alt. Die historische Altstadt mit ihren schön verzierten Bürgerhäusern zeugt von der einst blühenden Handelsstadt. Pirna wurde im 2. Weltkrieg kaum zerstört. Deshalb sind viele Baudenkmäler erhalten geblieben; schöne Hausfassaden, Arkadenhöfe, Erker und Sitznischenportale aus Sandstein. Herr Vogel führt uns zum Marktplatz. Das Rathaus in der Mitte des Marktes stammt aus dem Jahr 1386. Durch zahlreiche Brände wurde das Haus im Stil der Renaissance barock umgebaut. Die Erweiterung erfolgte im Stil der Neorenaissance. Zusammen mit der Marienkirche aus der Mitte des 16. Jhs. und dem auf dem Berg gelegenen Schloss Sonnenstein bietet es den berühmten Canalettoblick. Der venezianische Vedutenmaler (ital. Veduta „Blick“, „Ansicht“) Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, wurde 1747 mit 25 Jahren von König August III nach Dresden gerufen, um dort zum Hofmaler ernannt zu werden. Von 1753 – 1755 fertigte er in Pirna elf Ansichten der Stadt. Das bekannteste Gemälde ist das Panoramabild „Der Marktplatz zu Pirna“ Eine Kopie des Bildes hängt im „Canalettohaus“ aus dem Jahr 1520 in dem die Touristinformation untergebracht ist. Das lasse ich mir nicht entgehen und fotografiere es dort. Bei dem kleinen Rundgang durch die Stadt kommen wir auch am Geburtshaus des Ablasshändlers Johannes Tetzel vorbei, dessen Name man mit Martin Luther in Verbindung bringt. Zurück am Marktplatz haben wir Zeit bis 14.15 Uhr um alleine durch die Stadt zu streifen oder für ein kurzes Mittagessen. Einige von uns entscheiden sich, am oberen Ende des Marktplatzes in das Peter-Ulrich-Haus einzukehren. Es beherbergt das Tom Pauls Theater und Ilses Kaffeestube. Auf der Visitenkarte steht geschrieben: „Ilse Bähnert bittet alle, die echten sächsischen Kaffee genießen wollen, zum „Dässl Heeßen“ – mit „Ilses Melange“, Eierschecke, Bäbenkuchen und dem obligatorischen Eierlikör.“ Das können wir uns nicht entgehen lassen. Wer keinen Kaffee und Eierschecke mag, wählt eine schmackhafte Sojanka; ich entscheide mich für die Fettbemme mit Spreewaldgurke und trinke dazu ein dunkles Ur-Krostitzer mit dem Schwedenkopf. Herr Vogel hatte uns im Bus davon berichtet. Das Markenzeichen der Biere aus Krostitz – der Schwedenkopf – geht auf eine Begebenheit während des verheerenden Dreißigjährigen Krieges aus dem Jahre 1631 zurück. Erzählt wird, dass der schwedische König Gustav II. Adolf in Richtung Leipzig unterwegs war. In Crostitz bekam der König vom Braumeister ein Bier, das ihm so gut schmeckte, dass er den Ort nicht zerstörte. Seitdem ist das königliche Konterfei das Markenzeichen des Krostitzer Bieres. Es hat jedenfalls auch mir als Nicht-Biertrinker hervorragend geschmeckt. Gut gestärkt fahren wir weiter zum Landschloss Zuschendorf, das auf eine im 11. Jahrhundert entstandene Burg bzw. ein sich daraus entwickelndes Rittergut zurückgeht. In den sanierten Anlagen und Gärten befindet sich heute eine bedeutende botanische Sammlung mit Hortensien, Bonsai, Efeu, Kamelien und einer Obstorangerie. Die Zuschendorfer Azalee ist heute neben der Sammlung im Rhododendron-Park Bremen die größte Sammlung in Europa. Sie steht zusammen mit der Zuschendorfer Kameliensammlung von rund 100 Sorten unter Denkmalschutz. Die Pflanzensammlungen gehen auf die Züchtungen der Gärtnerfamilie Seidel zurück, die seit dem 18. Jahrhundert den sächsischen Gartenbau weltbekannt machte. Die zahlreichen Züchtungen erfolgten in der Seidelschen Gärtnerei. (Quelle: Wikipedia.de) Im Rahmen einer Führung können wir die Kamelienblütenschau im Schloss bewundern und bestaunen. Etwa 1000 Blüten in einigen hundert Sorten werden von verschiedenen Orangerien, Botanischen Gärten, Gartenbaubetrieben und privaten Sammlungen präsentiert. Ich kann die schönen Blüten gar nicht beschreiben, aber die Bilder hier und im Album sprechen für sich. Die Blüten halten sich etwa eine Woche und werden dann ausgetauscht. Bis gegen 16.15 Uhr haben wir Zeit, noch durch den Park und die Gewächshäuser zu bummeln oder uns auf die Bänke in den herrlichen Sonnenschein zu setzen. Zurück geht es wieder durch das schöne Müglitztal, vorbei an Schloss Weesenstein mit einem sehenswerten Schlosspark. In Glashütte erzählt uns Frank Vogel viel Interessantes über die berühmten Uhrenmanufakturen, die seit 1845 einen hervorragenden Ruf in der ganzen Welt besitzen. Selbst während der DDR-Zeit gab es eine große Nachfrage nach Glashütter Qualitätsuhren, von denen ein großer Teil exportiert wurde. Auch ein Besuch im Deutschen Uhrenmuseum würde sich sicher lohnen ….“wenn ihr wieder kommt (diesen Satz hören wir in den zwei Tagen sehr oft von Frank Vogel !) Es gibt aber auch soviel zu sehen und zu entdecken. Zum Glück bleiben uns ja noch zwei Tage. 3. Tag - 12. März 2022 Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir über den Erzgebirgskamm nach Tschechien. In Sachsen steigt die Straße langsam an, nach der Grenze fällt das Gebirge steil nach Böhmen ab. Herr Vogel erklärt uns, dass in dieser Region des Osterzgebirges, sowohl in Sachsen, als auch in Tschechien eines der größten Lithiumvorkommen Europas liegt, über 100.000 to. Lithium wird u.a. für die Batterieproduktion für Elektroautos gebraucht, kommt aber auch in den Akkus von Smartphones und Laptops zum Einsatz. Allein mit dem Vorkommen im Erzgebirge könnten über 20 Mio. Elektrofahrzeuge ausgestattet werden. Der Bergbau, insbesondere Zinn und Wolfram, war bis 1990 eine der Haupterwerbsquellen in der Region. Nun könnte der Bergbau neu belebt und Arbeitsplätze geschaffen werden. Deutschland könnte dadurch auch unabhängiger vom Weltmarkt werden. 2025 soll der Abbau wieder beginnen. Schon bald erreichen wir hinter der Grenze den höchsten Punkt des Kammes und fahren hinab nach Böhmen. Vor uns liegt das Böhmische Mittelgebirge mit dem höchsten Berg, der 836 m hohen Milešovka – auch der Große Donnersberg genannt. Wir fahren durch die alte Bergmannsstadt Krupka und an der Abzweigung nach Teplice vorbei, das zu den berühmten Böhmischen Kaiserbädern gehört. Es ist nicht so bekannt wie Karlsbad, Franzensbad oder Marienbad, wurde aber vom europäischen Hochadel und Künstlern geschätzt. 1812 weilte Beethoven in Teplice zur Kur und traf sich mit Johann Wolfgang von Goethe. Bei Libouchec sehen wir die ersten Sandsteinfelsformationen, die Königswalder Wände. Bald danach überqueren wir wieder die Grenze und fahren an der Elbe flussabwärts nach Bad Schandau , das wir gegen 11 Uhr erreichen. Der Ortskern liegt an den steil aufragenden Sandsteinfelsen des rechten Elbufers und ragt in das enge Tal der Kirnitzsch. 1920 wurde der Stadt der amtliche Titel „Bad“ verliehen, 1936 wurde sie zum „Kneippkurort“ ernannt. Bad Schandau war von den Elbhochwasserereignissen der Jahre 1845, 2002, 2006 und 2013 schwer betroffen. Das können wir an den vielen Hochwassermarken im Ort und in der Kirche ablesen. Wir spazieren durch den Ort zum Marktplatz mit dem „Sendig“-Brunnen, benannt nach dem Hotelier Rudolf Sendig, einem Förderer des Kurbetriebs. Am Ende des Marktplatzes steht die St. Johanniskirche mit einem wertvollen Altar aus der Renaissancezeit, der ursprünglich für die Dresdner Kreuzkirche geschaffen wurde. Nach dem Elbhochwasser 2002, bei dem das Wasser 3,40 m hoch bis knapp unter die Empore stand, wurden die Holzbänke durch Stühle ersetzt, so dass das Mobiliar 2006 und 2013 rechtzeitig entfernt werden konnte. Durch den Kurpark gelangen wir zur Haltestelle der .Kirnitzschtalbahn Die Straßenbahn verkehrt seit 1898 in dem engen Kirnitzschtal zwischen Bad Schandau und dem Lichtenhainer Wasserfall und dient vor allem touristischen Zwecken. Die Fahrt ist ein Erlebnis; die Bahn rumpelt und wackelt gewaltig; zum Glück kommen wir aber ohne Entgleisung unbeschadet an der Endhaltestelle an. Das war wohl nicht immer so, wie man bei Wikipedia lesen kann ! Etwa 20 Minuten dauert die Fahrt und wir gehen das kurze Stück zum Lichtenhainer Wasserfall. Er ist leider – wie ich gelesen habe – seit dem Starkregenereignis am 17. Juli 2021 so schwer beschädigt, dass er praktisch nicht mehr existiert. Aber für ein Bild reicht es trotzdem. Wir werden von unserem Busfahrer auf dem Parkplatz wieder in Empfang genommen und fahren weiter durch den Sächsischen Nationalpark zur Bastei. Unterwegs sehen wir in die tiefen Schluchten des Polenztals. Herr Vogel unterhält uns auf der Fahrt nicht nur mit seinen interessanten Geschichten und Anekdoten, sondern auch mit dem Lied der „Sächsischen Loreley“, das die in Sachsen und darüber hinaus unvergessene Lene Voig t gedichtet hat. Jch weeß nich, mir isses so gomisch Un ärchendwas macht mich verschtimmt. S'is meechlich, das is anadomisch, Wie das ähmd beim Mäuschen oft gimmt. De Älwe, die bläddschert so friedlich, Ä Fischgahn gommt aus dr Tschechei. Drin sitzt 'ne Familche gemiedlich, Nu sinse schon an dr Bastei. Un ohm uffn Bärche, nu gugge, Da gämmt sich ä Freilein ihrn Zobb. Se schtriecheltn glatt hibbsch mit Schbugge, Dann schtäcktsn als Gauz uffn Gobb. Dr Vader da unten im Gahne Glotzt nuff bei das Weib gans entzickt. De Mudder meent draurich: "Ich ahne, Die macht unsern Babbah verrickt." Nu fängt die da ohm uffn Fälsen Zu sing ooch noch an ä Gubbleh. Dr Vader im Gahn dud sich wälsen Vor Lachen un jodelt: ,,Juchheh !" ,,Bis schtille", schreit ängstlich Ottilche. Schon gibbelt gans forchtbar dr Gahn, Un blätzlich versinkt de Familche . . . Nee, Freilein, was hamse gedan!" Quelle: Voigt, Lene: Säk'sche Balladen. Leipzig vor 1936 Die Bastei ist die bekannteste Felsformation der Sächsischen Schweiz. Das Felsriff fällt 194 m tief zur Elbe ab. Von den zahlreichen Aussichtspunkten bieten sich atemberaubende Aussichten an. Im Süden ist links vom Königstein der Pfaffenstein zu erkennen, dahinter die bewaldeten Kammlinien des Erzgebirges; im Südosten sieht man den Großen Winterberg; im Osten ragt das Felslabyrinth der Schrammsteine auf; im Nordosten erhebt sich der Valtenberg aus dem Lausitzer Bergland. Einige steigen zur Basteibrücke hinab. Sie wurde 1851 gebaut, hat eine Länge von 76,50 m und überspannt mit 7 Bögen eine 40 m tiefe Schlucht. Stärken können wir uns im Panaromarestaurant, das vorne auf dem Basteifelsen steht. Durch die großen Panoramafenster bietet sich ebenfalls ein schöner Ausblick in das Elbtal. Um 16 Uhr treten wir die Rückfahrt ins Hotel an. Herr Vogel will uns noch die Festung Königstein zeigen, eine der größten Bergfestungen Europas. Er lässt Heiko bis auf das Plateau unterhalb der Burg fahren. Für eine Besichtigung der Burg reicht leider die Zeit nicht. Vielleicht, wenn wir wiederkommen !! Zurück fahren wir – vorbei an den Orten Cotta A und Cotta B durch das Tal der Weißeritz. Weißeritz ist sorbisch und bedeutet „schnelles, wildes Wasser“. Zusammen mit den Quellflüssen „Weiße Weißeritz“ und „Rote Weißeritz“ ist der Nebenfluß der Elbe 61 km lang. Während des Hochwasser 2002 richtete die Weißeritz an Häusern, Straßen und Bahnanlagen große Schäden an. Zur Vorbeugung späterer Hochwasserschäden wurden anschließend etliche Brücken erneuert und verbreitert, der Flussquerschnitt vergrößert und mit Überschwemmungsflächen ausgestattet. Bei der Talsperre Malter wird seitdem der Stauspiegel um mehrere Meter abgesenkt, um einen größeren Hochwasserschutzraum zu schaffen. Erbaut wurde die Talsperre bereits von 1908 bis 1913. Nach dem Abendessen sitzen wir alle gemeinsam in der Bar und haben viel Spaß miteinander. 4. Tag - 13. März 2022 Schon heißt es wieder Koffer packen. Nach dem Frühstück – am Sonntag mit einem Glas Sekt – ist die Abfahrt für 9.30 Uhr angesetzt. Auf schnellstem Weg geht es zur Autobahn. Wir sind gut gelaunt: Alberto hat für alle einen Piccolo spendiert. Vor Gera haben wir die erste kurze Pause. Das ist gut, denn hinter Gera ist die Autobahn für etliche Kilometer gesperrt und wir müssen einen Umweg über die Bundesstraße nehmen. Ab Erfurt wählt Heiko einen anderen Rückweg. Wir fahren über die A 71 durch den Thüringer Wald und die Rhön. Bei Oberhof durchquert der Rennsteigtunnel den Kamm des Thüringer Waldes. Mit 7.916 m ist der 2003 fertiggestellte zweiröhrige Straßentunnel der längste Tunnel Deutschlands und der viertlängste in Europa. Vorbei an Suhl erreichen wir Meiningen. Unser Busfahrer Heiko wohnt in der Nähe und er bietet uns eine Stadtrundfahrt mit allerlei Sehenswürdigkeiten, über die nicht nur er, sondern auch das Frankfurter Mitglied Isolde / Motsche54 im Bus informiert. Wir erfahren nicht nur allerlei Wissenswertes zu Meiningen, sondern auch zu Suhl und Schmalkalden. Meiningen’s Altstadt besitzt einen denkmalgeschützten Stadtkern aus dem Mittelalter mit einer doppelten Stadtmauer und einem Wassergrabensystem. Der Marktplatz wird von Gründerzeithäusern umrahmt. Dominierend ist die Stadtkirche „Unserer lieben Frauen“. Auch das weltberühmte Meininger Theater hat eine lange, traditionsreiche Geschichte. Bevor wir weiterfahren, legen wir noch eine längere Pause an einer Grillstation ein und genießen in der Sonne die leckere „echte Südthüringer Bratwurst“. Ein Super-Tipp von Heiko, der uns vorab angekündigt hatte. Vorbei an Fladungen, der nördlichsten Stadt Unterfrankens (Bayerns) und Bischofsheim in der Rhön gelangen wir wieder auf die Autobahn. Zügig geht es weiter bis Frankfurt, wo wir gegen 18.30 Uhr die Frankfurter Mitglieder verabschieden. Nachdem wir auch die beiden Mitglieder in Wiesbaden haben aussteigen lassen, fahren wir weiter zum Mainzer Hauptbahnhof und sind kurz vor 20 Uhr am Mühldreieck, wo die letzten den Bus verlassen. Mein Fazit: Wir haben in dieser kurzen Zeit auch dank Herrn Vogel viel erfahren und gesehen; es lohnt sich, auch ein drittes Mal die recht lange Fahrt zu unternehmen. Auch eine Reise ins südliche Thüringen wäre reizvoll. Leider kam im vergangenen Jahr die Adventsreise, die uns auch nach Meiningen geführt hätte, wegen Corona nicht zustande. Vielleicht können wir sie in diesem Jahr nachholen. Mein Dank geht an Alberto für die wieder vorzügliche Planung der Reise und an Frank Vogel für die hervorragende Reiseleitung. Wir hatten noch nie so einen Gästeführer mit einem derart umfangreichen Wissen, gepaart mit viel Witz und Erzählkunst. Ein herzliches Dankeschön auch unserem bewährten Busfahrer Heiko, der uns sicher ans Ziel und wieder nach Hause brachte und in Thüringen auch noch ein toller Gästeführer war. Und nicht zuletzt ein Danke an alle, die mitgefahren sind. Es war schön, wieder mit Euch zu erzählen und zu lachen. Wir freuen uns auf die nächste Reise, die uns bereits Ende April nach Flandern führen wird und bei der viele von Euch wieder mit dabei sind. Einen besonderen Dank sage ich allen Fotografen, die mir ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben. Was wäre mein Bericht ohne die schönen Aufnahmen, von denen nur einige im Bericht Platz finden konnten.
von Renate 16 Jan., 2022
"Silva nigra" – "Schwarzer Wald" – nannten die Römer das unwegsame Gelände, von dichten Wäldern bedeckt und von wilden Tieren bewohnt, aber spärlich besiedelt.80 % Tannen und Fichten bilden dunkle Wälder und erklären den Namen. Entstanden und gestaltet vor Millionen von Jahren durch Eiszeit, Endmoränen und Gesteinserhebungen ist es mit fast 1500 m das höchste deutsche Mittelgebirge (aus Planet Wissen). Es gäbe noch viel Wissenswertes über die Veränderungen in den letzten Jahrhunderten zu erfahren, aber dazu sind wir nicht hier. Wir wollen den Schwarzwald mit allen Sinnen genießen: die Landschaft fürs Auge, den Duft der Wiesen und Wälder für die Nase, die kulinarischen Spezialitäten für den Geschmack, den Dialekt für die Ohren sowie die Kultur - und nicht zuletzt die Reisegesellschaft - für die Seele. Dazu bestens geeignet erweist sich das dörflich geprägte Oberharmersbach, idyllisch gelegen im weitläufigen Tal des Harmersbaches im mittleren Schwarzwald, im Ortenaukreis. Von hier aus werden wir die sorgfältig von Alberto Grilletta ausgesuchten Glanzlichter dieses Landstrichs erkunden. Meine Freundin Magdalena und ich sind sehr gespannt. Angekommen im Haupthaus der "Bären Hotels" werden wir von Alberto Grilletta mit einem ortsüblichen Selbstgebrannten begrüßt. Er erläutert das wieder hervorragend ausgetüftelte Programm der nächsten Tage. Alle sind davon angetan und werden teilnehmen. Das Hotel ist ein sehr gut geführtes Haus mit einer ausgezeichneten Küche und sehr freundlichem Personal (die von mir übermittelten Probleme werden umgehend gelöst). Ein Biergarten - idyllisch gelegen unterhalb der sehenswerten Kirche – lädt zu geselligen Runden ein. Das Wetter ist zwar herbstlich wechselhaft geprägt: Sonnenbrille vs. Regenschirm, aber einmal gelingt es uns doch dort zu sitzen. Am ersten Ausflugstag fahren wir durch eine offene Landschaft mit Wein- und Obstanbau zu einem der schönsten Orte des Nordschwarzwalds, nach Sassbachwalden. Hier, wo sich die Westflanke des Schwarzwalds vom Rheingraben zum mit über 1100 m höchsten Berg des Nordschwarzwaldes, der Hornisgrinde, erhebt, gedeihen hervorragene Weine, von Sonne und Klima verwöhnt. Zahlreiche Weinstuben in reichverzierten Fachwerkhäusern der Winzer – weithin bekannt ist der "Alde Gott" – laden die Touristen zum Einkehren ein. Vorher sollte man unbedingt die grandiose Aussicht über den Rhein hinweg bis ins Elsass genießen. Unterhalb der Hornisgrinde gelangen wir zum "Mummelsee", einem eiszeitlichen Karsee mit immerhin 18 m Tiefe, dunkel und unergründlich. Der Sage nach sollen dort in der Tiefe Nixen – die Mümmlein – wohnen, nachts emporsteigen und mit Musik die Menschen der umliegenden Dörfer bezaubern. Angeregt von der Legende verfasste Eduard Möricke das Gedicht "Die Geister am Mummelsee". Wahrscheinlicher ist jedoch die Herkunft des Namens von den weißen Seerosen – von den Einheimischen Mummeln genannt -, die früher zahlreich im See wuchsen. Beim jetzigen ph-Wert unter 5 finden sich keine Seerosen und auch keine Fische mehr im See. Dafür sind rund um das "Berghotel Mummelsee" Touristen zu Hauf anzutreffen, die mit Schwarzwälder Kirschtorte, Vesper und Andenken versorgt werden. Auch wir machen Gebrauch davon, bevor es über die Schwarzwald-Hochstraße nach Baden-Baden geht. Baden-Baden: Treffpunkt der Aristokratie und spielsüchtigen Literaten (Dostojewski) bei heißen Quellen und Roulette, in pompösen Hotels und Salons, Kulisse für amouröse und politische Ränkespiele – früher jedenfalls, sehr viel früher. Heute immer noch ein Kurort mit internationalem Flair, Musik-Festspielen und Residenz wohlhabender Pensionäre – ein Ort mit Geschichte und Geschichtchen. Eine wohltuende Idee war, den Durchgangsverkehr in einem Tunnel unter der Stadt hindurch zu führen. So lässt es sich angenehm durch die Straßen und die Parkanlagen flanieren, während wir den Ausführungen der Stadtführererin lauschen. Auf kurvenreicher Bergfahrt gelangen wir vorbei am ehemals nobelsten Hotel Deutschlands, dem "Schlosshotel Bühlerhöhe". An der 1930 erbauten Schwarzwald-Hochstraße gelegen, steht es seit über zehn Jahren leer und wird mit Müh' und Not und großem Investitionsstau am Leben gehalten – Ausgang ungewiss. Die Schwarzwald-Hochstraße dagegen ist eine lebendige Verkehrsader, die von der A 3 kommend für 60 km über Baden-Baden bis in die Nähe von Freudenstadt mit zahlreichen Aussichtspunkten zu touristischen sowie wintersportlichen Zielen führt. Wir streben dem schönsten Ort im Kinzigtal, der ehemals Freien Reichsstadt Gengenbach, entgegen. Viele schöne Fachwerkbauten und malerische Winkel bestimmen das Stadtbild, von der Engelgasse bis hin zum Marktplatz mit dem beachtenswerten Rathaus, dem Giebelhaus Pfaff und dem Haus Löwenberg mit dem Städtischen Museum. Das Rathaus verwandelt im Dezember seine künstlerisch dekorierten Fenster in einen Adventskalender der ganz besonderen Art. Einen Besuch wert ist auch die ehemalige Benediktinerabtei, sie dient heute der Universität Offenburg als Fachhochschule. Die bevorstehende Bundestagswahl wirft ihre Schatten an die Straßenränder, denn wir sehen unzählige Plakate mit dem Konterfei von Wolfgang Schäuble, dessen Wahlkreis und Heimat hier ist. Nach wenigen Kilometern schließt sich der Kreis der heutigen Tagesfahrt im Hotel in Oberharmersbach beim wieder vorzüglichen Abendessen und einem Absacker in der benachbarten Bierstube. Der zweite Tagesausflug führt uns zunächst durch das benachbarte Zell am Harmersbach. Fachwerkhäuser schmücken jeden Ort, auch den Wintersportort Schonach, deren große Schanze bereits von weitem zu sehen ist. Im tief eingekerbten Tal der Gutach liegt Triberg, bekannt durch den höchsten Wasserfall Deutschlands. Die Gutach stürzt über sieben Kaskaden – insgesamt 162 m hoch – zu Tal, sehr beeindruckend. Über St. Märgen – gelegen auf einer aussichtsreichen Hochfläche - gelangen wir nach Furtwangen. Dieses Uhrmacherstädtchen beherbergt eine Fachhochschule für Feinwerk- und Elektrotechnik. Wir jedoch besuchen das Deutsche Uhrenmuseum und staunen über technische Wunderwerke der Uhrenherstellung, einschließlich der zahlreichen und sehr unterschiedlichen Kuckucksuhren. Vor dem Haus haben sich bereits viele Touristen den aussichtsreichsten Platz gesichert und bestaunen schon mal die Ausmaße der größten Kuckucksuhr der Welt (um diesen Titel streiten drei Standorte mit jeweils anderen Kriterien). Diese hier hat jedenfalls die gigantischen Maße von 4,50m x 4,50m, mit einem Gesamtgewicht von 6 t, allein der Kuckuck wiegt 150 kg, und jedes Teil ist einzeln angefertigt. Alles funktioniert, präzise wie das sprichwörtliche Uhrwerk, und pünktlich zur festgesetzten Zeit kommt der Kuckuck aus seinem Türchen und ruft die Stundenzahl – die Touristen zählen eifrig mit. - Im Inneren des Hauses kann man dem Räderwerk mit seinen riesigen Zahnrädern bei seiner Arbeit zusehen. Es ist nicht weit bis zum Titisee, der ebenso wie der Mummelsee als Karsee in der Eiszeit entstanden, heute ein vielbesuchter Touristen-Anziehungspunkt ist. Die Infrastruktur ist entsprechend ausgerichtet. Ruhe und Naturerlebnisse lassen sich jedoch durchaus finden. Wir sind jetzt im Hochschwarzwald mit bekannten Wintersportorten wie Hinterzarten, der Heimat der Langlauflegende Jochen Behle. Der Große Feldberg/Schwarzwald mit fast 1500 m ist in der Nähe. Wir wenden uns wieder gen Norden zum Luftkurort St. Peter und besuchen die barocke Klosterkirche mit ihren sehenswerten Fresken und der nicht minder berühmten Bibliothek im Rokokostil. Heute ist dort das Geistliche Zentrum des Erzbistums Freiburg beherbert. Zum Abschluss wird uns ein sehr profanes Schmankerl geboten: wir fahren durch das Glottertal und sehen, wo die Aufnahmen für die "Schwarzwald-Klinik" entstanden. Ach ja, seufzt es in manchen Busreihen. Das Abendessen ist wieder hervorragend und auch der Absacker gelingt. Es heißt jedoch Abschied nehmen. Ein Wiederkommen wird dringend empfohlen, denn der Schwarzwald hat noch sehr viel mehr an Natur, malerischen Städtchen, einzigartigen Bauten mit großer Geschichte und last, but noch least, herausragender Gastronomie mit Sternen zu bieten. Diese Fahrt hat Appetit gemacht. Unser Lob gilt Alberto Grilletta für die gute Auswahl der Ziele und Organisation, sowie dem Bus-Unternehmen und dem Hotel-Betrieb für die gute Betreuung. Renate, im September 2021
Hamburg, Lübeck, Sylt
von Renate 08 Juli, 2021
Erleben Sie Deutschlands schönste Küsten abseits vom Sommertrubel. Genießen Sie traumhaft schöne Landschaften an Nord- und Ostsee.
Weserbergland
von Rosemarie 09 Nov., 2020
Zauberhaftes Weserbergland Reisen in Corona-Zeiten ist anstrengend – aber machbar. Wir haben es vom 23. - 26. Oktober 2020 gewagt und ein paar unbeschwerte Tage im Weserbergland verbracht. Nachdem seit November und vielleicht noch länger das Reisen und vieles andere verboten ist, freuen wir uns um so mehr darüber. Wer weiß, wann wir uns wieder treffen und verreisen dürfen. Wichtiger als jedes Treffen und jede Reise ist es jedoch, gesund und vom Virus und jeglichen anderen Krankheiten verschont zu bleiben. Alberto von Trendreisen24 hatte für uns wieder ein tolles Programm erstellt und das schöne 4-Sterne Best Western Hotel Ostertor in Bad Salzuflen ausgesucht. Einigen war das Weserbergland nicht unbekannt, aber für jeden von uns war mindestens ein Ziel dabei, das noch nicht bekannt war….oder auch mehrere. Am 23. Oktober fahren wir um 7 Uhr morgens von Mainz aus los. Mit unserem bewährten Busfahrer Heiko, haben wir nach zwei Pausen, um 13 Uhr unser Hotel erreicht. Alberto hatte bereits die Zimmerschlüssel geholt und gab sie uns im Bus, so dass wir sofort mit einem der beiden Fahrstühle in das 2. OG fahren können, wo wir alle unsere komfortabel ausgestatteten Zimmer mit großem Bad und begehbarer Dusche beziehen können. Leider ist uns Petrus nicht hold. Es hat schon während der Fahrt teilweise stark geregnet und auch am Nachmittag kommt der Regenschirm zum Einsatz. Um 14 Uhr fahren wir nach Hameln, wo uns die Gästeführerin Doris, die uns an allen drei Tagen begleitet, erwartet. Mit vielen Anekdötchen und Geschichten führt sie uns 1 ½ Stunde lang durch die Altstadt. Wie einst dem Rattenfänger, so folgen wir ihr auf der Rattenspur (mehr als dreihundert in Bronze gegossene Rattensymbole) vorbei am Rattenfängerhaus und anderen geschichtsträchtigen Gebäuden. Hameln wurde im 9. Jh. erstmals erwähnt und erhielt im 13. Jh. Stadtrecht. Die Stadt war ab 1426 Mitglied der Hanse. Der Ort ist im Zweiten Weltkrieg fast unzerstört geblieben und zeigt deshalb eine Fülle historischer Gebäude. In der Osterstraße stehen zahlreiche Bauten der Weserrenaissance. Fast in jedem Ort in dieser Gegend gibt es eine Osterstraße oder ein Ostertor – vielleicht leitet es sich von dem Wort „Osten = orientalis“ ab. Doris erzählt uns von der Weserrenaissance folgendes: Nach der Reformation setzt sich in der Region der Baustil der Renaissance durch. Zu den unverwechselbaren Elementen der Weserrenaissance gehören der Giebel mit geschwungenen Konturen, die Fächerrosette und die „Utlucht“ (Auslug), ein ebenerdiger, erkerartiger Vorbau. Das Rattenfängerhaus wurde 1602 für einen Hamelner Ratsherren errichtet. Seit 1917 befindet es sich im Besitz der Stadt Hameln. Heute wird dort ein Restaurant betrieben. Das Rattenfängerhaus trägt seit 1900 seinen Namen aufgrund der seitlichen Inschrift, die vom Auszug der Hamelner Kinder im Gefolge des Rattenfängers am 26. Juni 1284 handelt. Der Rattenfängerbrunnen wurde 2001 errichtet. Rattenfängerfiguren und ein Glockenspiel finden sich am Hochzeitshaus. Täglich dreimal dreht der Rattenfänger hier seine Runden. Die Glocken spielen das Rattenfängerlied und das Weserlied. Das Hochzeitshaus ist ein Sandsteinbau und wurde als letztes Gebäude kurz vor Beginn des 30jährigen Kriegs im Weserrenaissance-Stil als Fest- und Feierhaus für die Bürgerschaft errichtet. Der Name Hochzeit (eigentlich: Hoch-Zeit) leitet sich aus „hohe Zeit“ ab, der Zeit des Jahres, in der Feste aller Art gefeiert wurden. Seit den 1950er Jahren ist dort das Standesamt der Stadt Hameln untergebracht. Neben dem Hochzeitshaus steht die Marktkirche St. Nicolai, dessen ältester Teil aus dem 12. Jh. stammt. Eine prachtvolle Fassade der Weserrenaissance ziert das Leisthaus. Es zählt zu den bekanntesten Häusern der Hamelner Altstadt. Zusammen mit dem benachbarten Stiftsherrenhaus beherbergt es das Museum Hameln. Die ausgebaute Utlucht (ein Standerker, im Rheinhessischen würde man „Ausguck“ sagen) wird von einer Figur der Lucretia bekrönt. Das Stiftsherrenhaus wurde 1558 fertiggestellt. Benannt wurde das Gebäude nach seiner bildreichen Fassade. Sie zeigt einen reichen Bilderschmuck mit biblischen Motiven, aber auch antiken Planetengöttern. Die Frontsteine der vorgelagerte Plattform im Eingangsbereich stellen Lucretia („Tugendhaftigkeit“) und Ecclesia („Kirche“) dar. Eine Besonderheit des Stiftsherrenhauses besteht darin, dass es traufseitig zur Straße ausgerichtet ist. Im Erdgeschoss befindet sich seit 1975 das Museumscafé. Das Bürgerhus, ein Eckhaus, wurde 1560 gebaut. Ehemals war es ein Brauhaus, heute gehört es der Stadt Hameln. Es hat zwei Utluchten; eine bauhistorische Besonderheit ist die Eckutlucht. Das Haus ist mit Rosettenmotiven verziert. Die Fenster im zweiten Obergeschoss weissen sog. Vorhangbögen auf. Die Führung endet am Münster St. Bonifatius, eine ehemalige Kloster- und Stiftskirche. Der älteste Teil, die Krypta, reicht bis in das Jahr 812 zurück. Am Münster verabschieden wir uns von Doris Müller bis zum nächsten Tag. Einige gehen noch in die Kirche, eine kleine Gruppe ins Café und die anderen bummeln langsam zum Bus, der uns zurück ins Hotel bringt. Um 18.30 Uhr erwarten uns im Lokal „Hofbräu“, das dem Hotel angegliedert ist, bayerische Spezialitäten. Wir hatten am Morgen im Bus schon unter den drei angegebenen Hauptgerichten wählen können. Dazu gab es eine Vor- und eine Nachspeise. Leider ist das Restaurant am Freitag und Samstagabend rappelvoll – in Corona-Zeiten hätte man auf das Oktoberfest, das an dem Wochenende stattfindet, verzichten müssen. Wir sitzen zwar von den anderen Gästen etwas getrennt, aber alle Tische und die Bar sind besetzt – von Abstand ist dort nichts zu bemerken. Deshalb verzichten die meisten von uns auch auf den Absacker nach dem Essen und suchen relativ zügig die Zimmer auf. Wir sind aber auch müde vom langen Tag und auch am zweiten Tag erwartet uns ein volles Programm. Am Samstag kann der Regenschirm zum Glück im Bus bleiben .... am Mittag scheint sogar die Sonne. Nach dem Frühstück, das wir im großen Frühstücksraum einnehmen – um halb acht sind wir fast die einzigen Gäste – starten wir um 9 Uhr zur Fahrt ins Weserbergland. Vorbei an Vlotho ist unser erstes Ziel die Porta Westfalica und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Der Ort unterhalb des Denkmals hat schon bessere Zeiten erlebt. An der Porta Westfalica endet das Weserbergland, und die norddeutsche Tiefebene beginnt. Wir fahren über den Kaiserweg zum Parkplatz und laufen die letzten Meter durch den Wald zum Denkmal. Das Monument aus Porta-Sandstein wurde 1896 fertiggestellt. Seine Höhe beträgt 88 m. Nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ist es damit das zweithöchste Nationaldenkmal in Deutschland. Bilderhauer für die Bronzefigur Wilhelm I. war Caspar von Zumbusch. Das Denkmal wurde von dem Berliner Architekten Bruno Schmitz gebaut, der auch das Kyffhäuserdenkmal, das Denkmal am Deutschen Eck und das Leipziger Völkerschlachtdenkmal gestaltet hat. Vier Jahre dauerte der Bau. Am 18. Oktober 1896 wurde das Denkmal im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria mit einer Feier eingeweiht, an der zwischen 15.000 und 20.000 Menschen teilnahmen. Von der Plattform unterhalb des Denkmals bietet sich uns eine weite Aussicht auf die Stadt Porta Westfalica, in das Norddeutsche Tiefland und zum Wesergebirge. Mit dem Lift fahren wir zum Besucherzentrum mit angeschlossenem Panoramarestaurant, das erst 2018 in der umgestalteten Ringterrasse entstanden ist. Hier wird medial die Geschichte des Denkmals und die der Porta Westfalica sehr interessant erzählt. Wir schauen uns im Besucherzentrum kurz einen Film an und spazieren zurück zum Bus. Die Weiterfahrt ist für 10.30 Uhr angesetzt. Die Fahrt geht ins Schaumburger Land nach Bückeburg. Einst wurde hier im kleinen Zwergstaat große Politik gemacht. Die Schaumburger Adelsfamilie, deren Stammbaum bis ins Jahr 1110 zurückzuverfolgen ist, gründete zahlreiche Städte, wie Lübeck, Kiel und Hamburg. Eine der Linien ist das von 1609 – 1918 existierende Fürstentum Schaumburg-Lippe mit den Stadtgründungen Bückeburg, Rinteln, Stadthagen, Hessisch Oldendorf. Mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1918 verzichtete der letzte Fürst Adolf II. auf den Thron. Die Schaumburger behielten aber ihre Besitztümer, nunmehr als Privatpersonen. Seit 2003 ist Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe Chef des Hauses. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Schaumburg-Lippe seine Eigenständigkeit und gehört seitdem zu dem neu gegründeten Land Niedersachsen. Wir gehen vom Busparkplatz wenige Meter zum Schloß. Die Führung beginnt erst um 12 Uhr. Bis dahin haben wir noch Zeit, uns den Marstall anzuschauen. In der Fürstlichen Hofreitschule mit den 400 Jahre alten Stallungen leben Hengste barocker Rassen, wie Berber, Lippizaner, Andalusier u.a. Anschließend nehmen wir an der Führung durch das Schloss teil. Die Geschichte des Schlosses begann bereits vor mehr als 700 Jahren. Um 1304 ließ Graf Adolf VI. von Schauenburg (später Schaumburg) und Holstein-Pinneberg eine Wasserburg erbauen. Gut 200 Jahre später hatte sie sich zu einer mit Wällen und Gräben befestigten Anlage entwickelt. Um 1550 gestaltete Graf Otto IV. den Komplex um: Aus der Burg wurde ein Schloss im damals beliebten Stil der Weserrenaissance. Die Führung beginnt in der reich ausgeschmückten Schlosskapelle. Sie ist Teil des historischen Schlossgebäudes und fand im Jahr 1396 erstmals urkundliche Erwähnung. Die evangelisch-reformierte Gemeinde feiert dort ihre Gottesdienste. Die Wandflächen sind vollständig mit biblischen Szenen und mit Ornamentwerk ausgemalt, darunter ein Passionszyklus in den Fensternischen. Der Altar ist ein von zwei Engeln getragener Tisch. Zentral hinter ihm, über einer mit korinthischen Säulen gegliederten Nischenreihe, befindet sich, ihrer reformatorischen Bedeutung entsprechend, die breite, aus Holz geschnitzte und vergoldete Kanzel mit den Reliefs Verkündigung an Maria, Anbetung des Jesuskindes und Kreuzigung Christi. An der gegenüberliegenden Wand ist die ebenfalls reich geschnitzte und vergoldete Fürstenloge, unter ihr ein großformatiges Gemälde Das Jüngste Gericht. Vor den Altarstufen sind unter dem Fußboden die Herzen einiger Angehöriger des Fürstenhauses bestattet; die Körper ruhen im Mausoleum Stadthagen bzw. im Mausoleum Bückeburg. (Quelle: Wikipedia.de) Im Mittelpunkt der Führung steht der Festsaal und der Goldene Saal in Rot und Gold, mit Intarsienschmuck und der „Götterpforte“ als Höhepunkt. Da wir im Schloss nicht fotografieren dürfen, empfehle ich die Webseite für Bilder und weitere Informationen – klicke hier Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe gewährte dem NDR einen Blick in die Privatgemächer. Den 5-Minuten Film gibt es bis Ende Januar 2021 hier zu sehen Nach der Führung haben wir eine bzw. zwei Stunden Zeit für eine Mittagsrast in Bückeburg. Wir schlendern die Lange Straße entlang. Einige kehren in einem Café ein, andere im historischen Restaurant „Zur Falle“, in dem bereits Heinrich Heine und Hermann Löns gerne eingekehrt sind. Diejenigen, die mit der Gästeführerin durch den Park zum Mausoleum gehen wollen, treffen sich um 14 Uhr vor dem Schloß. Das Mausoleum wurde 1911 – 1915 in der Regierungszeit von Fürst Adolf im neoromanischen Stil errichtet. Es ist das größte Mausoleum dieser Art in Europa mit einer riesigen Goldmosaikkuppel. Die Baukosten betrugen über eine Million Goldmark. 18 Familienmitglieder des Hauses Schaumburg-Lippe, Prinzen und Prinzessinnen wurden seither in der Gruft beigesetzt, weitere 8 im Urnenfriedhof außerhalb des Mausoleums. Wir fahren weiter nach Rinteln. Um 1230 wurde der Ort durch die Schaumburger Grafen gegründet. Von 1619 – 1810 war Rinteln Universitätsstadt. St. Jakobi war zuerst Kirche eines Benediktinernonnenklosters; die Abteigebäude dienten später der Universität. Die Altstadt beherbergt zahlreiche Fachwerkbauten und einige Adels- und Burgmannenhöfe aus dem 16./17. Jh. Am Markt steht das im Stil der Weserrenaissance erbaute Alte Rathaus, daneben St. Nikolai aus dem 13./14. Jh. Wir gehen ein Stück durch den Park, der ein Teil der 1807 geschleiften Festungsanlagen ist. Die Sonne ist uns an diesem Nachmittag hold; der Park leuchtet golden. Winterzeit am Sonntag. Wir können eine Stunde länger schlafen. Um 9 Uhr fahren wir ein Stück auf der Märchenstraße, die Deutschland auf 600 km von Bremen nach Hanau durchquert. Die Brüder Grimm sammelten viele ihrer Märchen an Weser, Werra und Fulda, u.a. in Hann. München (Dr. Eisenbart), Sababurg (Dornröschen), Trendelburg (Rapunzel), Höxter (Hänsel und Gretel), Wahlsburg (Das tapfere Schneiderlein), Polle (Aschenputtel), Bodenwerder (Münchhausen). Unterwegs erklärt unsere Gästeführerin Doris Müller den Unterschied zwischen Lipper und Niedersachsen. Während im Lipperland Fürsten und Industrie den Ton angaben, sind es in Niedersachen, das schon immer Agrarland war, die freien Bauern. Unser erstes Ziel an diesem Tag ist Bad Pyrmont. Im 18. und 19. Jh. weilten hier Persönlichkeiten und die Schönen. Wer etwas auf sich hielt, kurte in Pyrmont. Goethe und Königin Luise von Preußen, deren Denkmal in der Wandelhalle steht, stiegen im fürstlichen Badelogierhaus ab, heute Hotel „Fürstenhof“. Das niedersächsische Staatsbad besitzt einen der größten Kurparks Europas mit barocken Alleen, Palmengarten und Bergkurpark, zu dem man Eintritt zahlen muß. Wir fahren zur Festung Pyrmont mit dem Barockschloss aus dem 16 Jh. Die Wallanlagen sind von einem breiten Wassergraben umgeben. Der Zugang erfolgt über eine Brücke durch einen langen unterirdischen Gang in den von Bastionen umgebenen Innenhof. Ein Rundweg führt auf den Wällen der Anlage entlang, den wir bei Sonnenschein sehr genießen. Immer wieder bleiben wir stehen und werfen einen Blick auf Kurpark und Palmengarten. Das Schloss dient heute als Stadtmuseum. Anschließend fahren wir zum Schloss Hämelschenburg, das nicht nur in einer zauberhaften Landschaft liegt, sondern sich auch selbst wie ein verwunschenes Schloss aus alter Zeit präsentiert. Unsere kompetente Gästeführerin Doris Müller führt uns selbst durch das Schloss mit wertvollen alten Möbeln, Gemälden, Kachelöfen, Porzellan, Glas- und Waffensammlung. Durch den Garten erreichen wir wieder unseren Bus und fahren zur Mittagspause nach Bodenwerder, der „Münchhausenstadt“. Die Stadt wurde um 1200 auf einer Weserinsel angelegt. Bekanntester Sohn der Stadt war der 1720 in Bodenwerder geborene und 1797 dort gestorbene Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen. Bekannt wurde er als "Lügenbaron". Doch bevor wir mehr von ihm erfahren, stärken wir uns bei einer Mittagspause im Café, nahe des Münchhausen-Brunnens. Mittlerweile hat es auch angefangen zu regnen. Eine Stunde später treffen wir wieder unsere Gästeführerin Doris Müller, die uns am Brunnen einige der sagenhaften Geschichten des Hieronymus von Münchhausen zu Gehör bringt. Der junge Mann nahm als Rittmeister an Feldzügen des Zarenreichs gegen die Türken teil und lernte dadurch einen Kulturkreis kennen, der in der „alten Welt“ exotisch und geheimnisvoll erschien. Er war ein begnadeter Geschichten-Erzähler, mit denen er seine Zuhörer fesseln konnte. Seine Geschichten wurden anonym gedruckt und erlangten so Bekanntheit. Münchhausen war darüber nicht erfreut, tat jedoch nichts, um die Verbreitung zu verhindern. Ein „Lügenbaron“ war er jedoch nicht, eher ein fantasievoller Erzähler. rafen, ohne die mein Bericht nur halb so schön wäre! Die wohl bekannte ist diese: „Münchhausen reitet auf einer Kanonenkugel über eine belagerte Stadt, inspiziert die feindlichen Stellungen und steigt kurzerhand auf eine in die Gegenrichtung fliegende Kugel um“ ….. oder auch: „Münchhausen bindet sein Pferd in einer Winternacht an einen – wie er glaubt – Pfahl an, der aber in Wirklichkeit die Spitze des Wetterhahns eines Kirchturms ist. Nach einer Schneeschmelze baumelt das Pferd am Kirchturm. Da schießt Münchhausen mit seiner Pistole den Halfterriemen durch, so dass das Pferd herunterfällt und er seine Reise fortsetzen kann.“ Bodenwerder ist – vor allem bei Sonnenschein – eine hübsche kleine Stadt mit einer schönen Einkaufsstraße. Sehenswert sind die schönen Fachwerkhäuser, die Kirche St. Nicolai, und das Geburts- und Sterbehaus des Barons Münchhausen, in dem heute das Rathaus und das Münchhausenmuseum untergebracht ist. Hier entsteht auch das Gruppenfoto, das leider durch Regen, Schirme und Masken "getrübt" ist. Über eine Anhöhe mit schönen Ausblicken ins Wesertal fahren wir vorbei an Burg Polle (Polle ist für das Märchen Aschenputtel bekannt) zu Schloss Corvey. Corvey war ein bedeutendes karolingisches Kloster, das um 822 von Benediktinern gegründet wurde. Es verfügte über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes, und zahlreiche Bischöfe gingen aus der Abtei hervor. Die Abtei entwickelte sich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Zentrum im Gebiet der Sachsen. Nach einer Phase der Krise wurde Corvey im 11. Jahrhundert zu einem Reformkloster. 1803 wurde es säkularisiert, die Abtei und das Bistum aufgelöst und dem Bistum Paderborn eingegliedert. Die Kirche bleibt weiterhin Pfarrkirche für die Kirchengemeinde Corvey. 2014 wird das karolingische Westwerk der Abteikirche und die Ruinen der 1265 zerstörten Civitas Corvey durch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die 844 geweihte karolingische Kirche wurde 1665 abgebrochen und durch ein barockes Langhaus ersetzt. Erhalten blieb lediglich das Westwerk mit Säulen und Kapitellen in der Vorhalle. Leider können wir von der Barockgotik nicht viel sehen; das Innere ist fast vollständig derzeit eine Baustelle, so dass wir uns nicht lange dort aufhalten und durch die kleine Kapelle zum Friedhof gehen. Er dient bis heute der kleinen Gemeinde als Begräbnisstätte. Hier befindet sich das Grab des Dichters Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem Dichter des Deutschlandliedes und seiner Frau Ida Hoffmann. Hoffmann von Fallersleben war von 1860 bis zu seinem Tod Bibliothekar in Corvey. Wir hören andächtig zu, als unsere Gästeführerin Doris Müller das Gedicht „Wie könnt’ ich dein vergessen“ rezitiert. Wie könnt' ich dein vergessen! Ich weiß, was du mir bist, Wenn auch die Welt ihr Liebstes Und Bestes bald vergißt. Ich sing' es hell und ruf' es laut: Mein Vaterland ist meine Braut! Wie könnt' ich dein vergessen! Ich weiß, was du mir bist. Über Höxter fahren wir zurück ins Hotel. Zum Abschied schenkt uns Frau Müller noch das Originalrezept vom Lippischen Pickert, das dem Lemgoer Nicolaikantor Jobst Hermann Koch zugeschrieben wird. Mit einem Gedicht von Mascha Kaleko verabschiedet sich Doris Müller von uns. Aber wer weiß, vielleicht sehen wir sie wieder, denn wir konnten nur einen kleinen Teil dieser schönen Gegend kennenlernen. Viel gäbe es noch zu entdecken: Den Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal und den Externsteinen, Schloss Brake bei Lemgo oder Schloss Neuhaus bei Paderborn, die Fachwerkstadt Schwalenberg, und - und - und. Ein Wiederkommen lohnt sich, dann aber im Sommer und in Nach-Corona-Zeiten. Ein herzliches Dankeschön an Alberto für die gute Betreuung, an Heiko, unseren zuverlässigen Busfahrer, an Frau Müller für die kompetente Begleitung, an alle, die mitgefahren sind und an die Fotog
von Rosemarie 08 Aug., 2020
Eigentlich sollte uns die Reise im Juli mit Trendreisen24 nach Italien führen, aber statt dessen fuhren wir Coronabedingt nach Norden, nach Logabirum, einem Stadtteil von Leer. Hauptsache, wieder etwas gemeinsam unternehmen nach dieser langen Zeit der Abstinenz. Da war es uns auch egal, dass wir Masken im Bus, im Hotel, auf dem Schiff oder sonst wo tragen mussten, dass alles ein bisschen anders war als in normalen Zeiten – die Vorfreude war einfach zu groß.
Feier - 30 Jahre Mauerfall
von Renate M. 27 Nov., 2019
Aus Anlass „30 Jahre Mauerfall“ wird es in Berlin einige schöne und besondere Veranstaltungen geben. Die Highlights der Festlichkeiten und Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls sind natürlich am 9. November. Berlin feiert - da muß man dabei sein!
Benvenuti in Calabria
von Rosemarie E. 17 Nov., 2019
Eine erlebnisreiche Reise in einer schönen, vom Tourismus noch kaum entdeckten Region. Ausgearbeitet von Trendreisen24
von Rosemarie E. 29 Sept., 2019
Prag – an Titel und Beinamen fehlt es nicht. „Das Goldene Prag“, „Die Stadt der 100 Türme“, „Hauptstadt im Herzen Europas“ „Königin der Städte“, „Perle an der Moldau“, „Mütterchen Prag“ ….und viele mehr.
von Rosemarie 14 Juli, 2019
Gardasee, Iseosee, Verona, Mantova, Treno dei Sapori
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